CSD Dresden – Mein Coming Out

CSD Dresden Mein Coming Out Story

Meine Coming Out Story

Über Liebe, Beziehungen und Coming Out


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Anlässlich des kommenden CSD Dresden, habe ich über meine Sexualität, meine Beziehung und über mein Coming Out nachgedacht. Im Oktober bin ich ganze 4 Jahre mit meinem jetzigen Freund zusammen. Noch bis über beide Ohren ineinander verliebt und glücklich miteinander (ja es wird auch mal gezickt, die Bilderbuch Beziehung nach den Frauen von Stepford haben auch wir nicht).  4 Jahre sind eine lange und intensive Zeit. Während ich glücklich auf meine Beziehung schaue, komme ich nicht umhin mich an andere Zeiten zu erinnern – oder gar an jene, die nicht glücklich mit ihrer Sexualität leben können. Eine Story zu meinem Coming Out ..

Gehen wir 19 Jahre in der Menschheitsgeschichte zurück, so wird im Jahre 1996 ein Junge geboren, der von Anfang an weiß, dass er ‘nicht normal’ ist. Ich. Öfters werde ich gefragt: “Ab wann hast du gemerkt, dass du auf Männer stehst?” – auf meine Antwort ernte ich immer unverständliche Blicke. Immer schon, habe ich es gewusst. Obwohl ich mich irgendwie nicht zu 100% als Homosexuell einstufe. Ich schwinge irgendwie ein bisschen zwischen Bi – und Homosexuell. Ich möchte mich da einfach nicht so sehr festlegen. Auch ich bin schon Frauen begegnet, welche mich dermaßen aus den Latschen haben kippen lassen, dass ich mehr fühlte als nur Freundschaft.

13 Jahre war ich alt, als ich meine Erste Beziehung mit einem Klassenkameraden eingegangen bin. Damals noch absolut geheim. Wir mussten uns ständig verstecken, haben nie in der Öffentlichkeit Händchen gehalten, uns geküsst oder gar gezeigt das wir uns lieben. Absolut undenkbar. Ich wurde früher überdurchschnittlich oft von Mitschülern gemobbt und auf mein etwas zu feminines Aussehen und Gehabe reduziert. Eine wirklich schwere Zeit. Von Sprüchen wie “Das dich deine Mutter aus dem Haus lässt..” bis hin zu Schlägen auf den Kopf. Meinen damaligen Freund (Alex) hat es weniger getroffen. Er sah wohl männlich genug aus und hat sich in den Augen meiner Mitschüler angemessen gekleidet/verhalten.

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Ich muss ehrlich sein: das war eine Zeit die mich extremst geprägt hat in meiner gesamten Persönlichkeit. Ich konnte aus ihr so viel Selbstbewusstsein sammeln, dass ich heute Angst haben muss, dass ich Z U selbstbewusst bin. Generell ist es ja so, dass Jugendliche die in der Schulzeit gemobbt wurden, im späterem Leben selbstbewusster, intelligenter und erfolgreicher sind (klickt Euch mal durch Studien im Internet).
Auch habe ich dieser schweren Zeit zu verdanken, dass ich Menschen ganz gut und recht schnell einschätzen kann, ohne sie zu verurteilen oder zu kategorisieren.

16 Jahre war ich alt, als ich meinen jetzigen Freund (Roberto) kennengelernt habe. Er war dann der Auslöser für mein Coming Out. Irgendwie hat mich dieses Versteckspiel so sehr genervt, dass ich einfach keine Rücksicht mehr auf mein Umfeld nehmen wollte. Warum auch? Dass ich einen Mann liebe, hat ja keinen negativen Einfluss auf sie. Also bin ich zu meinen Eltern und habe ganz plump und trocken gesagt: “Ich habe einen Freund.”
Die Antwort: “Ach echt?”. Meine Familie hat schon immer gewusst, dass ich eher vom anderen Ufern bin. Deswegen war der Überraschungseffekt recht gering. Und ich dachte ich lasse eine Bombe platzen mit meinem Coming Out – stattdessen war man in meiner Familie froh, dass ich endlich dazu stehe.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was mir für ein Stein vom Herzen gefallen ist. Nun konnte ich e n d l i c h genauso frei leben wie meine Schwester, meine Freunde und alle Anderen um mich herum. Das Mobbing über meine Sexualität ging auch schlagartig zurück. Man war nun erstaunt wie offen und selbstbewusst ich mit der Thematik umgegangen bin. ‘Schwuchtel’ war nun somit kein Schimpfwort mehr, gegen das ich mich wehren musste, sondern ja eigentlich nur die richtige Bezeichnung für mich. Kam dennoch ein dummer Spruch, wurde dieser wunderbar selbstbewusst gekontert. Ihr hättet die Blicke sehen müssen. Damit haben meine Hater und Disser nicht gerechnet.
Ich bin mehr als froh, dass es alle wunderbar akzeptiert haben. Auch Lehrer! Aber selbst wenn sie es nicht alle akzeptiert hätten, dann hätte mein Selbstbewusstsein ihre Intoleranz überschattet.



“Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.”

19 Jahre bin ich jetzt jung und am 21. Oktober nun 4 Jahre mit meinem jetzigen Freund Roberto zusammen. Das Kuriose: Mein Ex Freund Alex ist mein bester Freund. Was ein bisschen seltsam klingt, ist die absolute Wahrheit. Und über diese Tatsache bin ich mehr als froh. Wieso müssen denn alle Beziehungen im Rosen-Krieg enden? Finde ich echt schade. Alex und Ich verstehen uns besser als sonst kein Anderer. Man kennt sich in und auswendig, ist gemeinsam groß geworden und hat sich lieben gelernt. Wieso sollte die Liebe auf einmal erloschen sein? Letztendlich habe ich ihn verlassen, weil ich einem Mann begegnet bin, mit dem ich mehr Interessen und Lebensziele teile. Dennoch liebe Ich Alex wie eh und je.

Coming Out failed

Während ich mit meinem Coming Out auf Verständnis gestoßen bin, geschieht es anderen Jungs (oder Mädchen), dass sie für ihre Gleichgeschlechtliche Liebe keine Toleranz ernten. Oft hört man (auch aus Freundeskreisen), dass sich Freunde und Familie nach dem Coming Out von der Person abgewendet haben. W i e s o ?
Wie kann der Hass gegen Homosexualität so groß sein, dass man sein eigenes Kind vermeintlich nicht mehr lieben kann? Was ist denn da bitte im Kopf – oder gar im Herzen – schief gelaufen? Was sind das für Menschen?
In meinem Glück und meiner Euphorie komme ich nicht umhin an Jene zu denken, die mit ihrem Coming Out ‘gescheitert’ sind, weil sie ihr Umfeld nicht akzeptiert. Das macht mich wütend und traurig zugleich und zeigt mir einmal mehr, dass es auch in der heutigen Zeit Menschen gibt, welche ganz offensichtlich eine geistige Zeitreise aus dem Mittelalter in unsere Neuzeit hinter sich haben. Diesen Menschen wünsche ich nicht nur eine Tüte Toleranz und Intelligenz, sondern auch, dass sie im Laufe ihrer Leben selber feststellen, dass sie selber Homosexuell sind. Oder zumindest eines Tages zu der Erkenntnis kommen, dass ihr Handeln gegenüber ihres schwulen/lesbischen Kindes inkorrekt war. Aber dann ist es meistens zu spät.

Ein Thread über negative Erfahrungen und Reaktionen beim Coming Out könnt ihr in diesem interessanten Forum lesen. Schreibt mir gerne in die Kommentare Eure Coming Out Story! Ich bin gespannt!

CSD Dresden Mein Coming Out Story



Mister Matthew
Mister Matthew

Mister Matthew ist der Autor hinter dem gleichnamigen Modeblog für Männer: »Mister Matthew«. Seit 2014 berichtet er über die Themen Mode, Kosmetik, Lifestyle und Interior. Einzigartig in der deutschsprachigen, männlichen Bloggerszene, transportiert er auf seinem Blog individuelle als auch hochwertige Inhalte, auf künstlerische sowie ästhetische Art und Weise. Immer mit einem gewissen Twist möchte er seine Leserschaft zu den schönen Seiten des Lebens einladen. Wenn Luxus auf Haltung trifft, begegnet man Mister Matthew. Herzlich willkommen.

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11 Kommentare

  1. Jasi
    27. Mai 2016 / 14:45

    Genau genommen ist es doch traurig, dass man heutzutage noch von coming out spricht, oder? Das einzig abartige an Homosexualität ist die Widerlichkeit der Verurteilung. Menschen sind Menschen. Egal ob man eine Freundin oder einen Freund hat. Zählen sollte der Charakter, das Auftreten. Dieses Oberflächliche Schubladendenken macht mich jedes mal wütend.
    Zwei meiner besten Freunde haben auch einen Freund. Das einzige was mich damals daran gestört hat, war der Korb für mich, da ich in einen von ihnen ein bisschen verknallt war. Leider liefen nicht beide Gespräche mit den Eltern gut… Einer flog raus. Seine Oma hat ihn bei sich einziehen lassen. Seit knapp 6 Jahren reden seine Eltern nicht mehr mit ihm.
    Es ist einfach nur unverständlich, wie negativ Menschen sein können & wie sie die ‘Liebe’ zu einer Person sofort beenden können, nur weil er nicht in die “Norm” passt.. Erschreckend..

    Ich freue mich, dass du keine großen Probleme danach hattest & wünsche dir weiterhin viel Glück mit deinem Freund (:

  2. 27. Mai 2016 / 13:20

    Hey Matthias, ich freue mich richtig für dich, dass deine Familie und dein ganzes Umfeld deine Homosexualität so locker aufgenommen haben! Mein bester Freund ist auch schwul und seine Familie hat da leider ganz anders reagiert :(
    Ich wünsche dir auch für die Zukunft noch viel Glück in deiner Beziehung:)

    Liebe Grüße, Anna
    von whereanna.com

    • 27. Mai 2016 / 13:23

      Howdy Anna,

      vielen lieben Dank für deine netten Worte!
      Das mit deinem Besten Freund tut mir wahrlich leid :( ich hoffe dennoch, dass er glücklich wird!

      Modische Grüße, Matthew

    • Ninooo
      16. September 2016 / 14:40

      was wohl hannes dazu sagt?

  3. 27. Mai 2016 / 12:28

    Hallo Matthew !! :) Du kannst stolz auf dich sein so offen über deine Sexualität reden zu können! Und sein wir mal ehrlich, diejenigen die dich gemobbt haben würden bestimmt selber gerne an deiner Stelle zur Fashionweek gehen und die ganzen bildhübschen Models (und Bloggerinnen :P ) oder Designer und Pressevertreter treffen! Gaanz viele Küsschen, dein Fashion Best Friend Juliette
    XOXO http://www.juliettejolie.com

    • 27. Mai 2016 / 13:02

      Hey Hey Juliette :)

      Ja wahrscheinlich denken die so!
      Latent homosexuell nennt man sowas auch :P
      Wir hatten ja schon mal ganz gut festgestellt, dass Erfolg an der Anzahl der Neider gemessen wird :P

      Ich freue mich dich zur Fashion Week zu sehen mein Fashion Best Friend :)

  4. Marielle Anders
    27. Mai 2016 / 10:31

    Gar nicht gewusst, dass du schon zwei Beziehungen hattest/hast .. cool!

    • 27. Mai 2016 / 10:33

      Ja das wissen viele nicht ! :) Bis jetzt.
      Nur die mir bei Snapchat folgen (@matthew-mister) die dürften das schon länger wissen.

      Modische Grüße, Matthew :)

  5. Mark Twoun
    27. Mai 2016 / 10:28

    Hey ;)
    Wirklich schön zu hören, dass auch mal jemand mit seinem Coming Out Erfolg hat.
    Ich selber höre nur schlechtes und habe selber auch nichts gutes erlebt. Wollte mich Outen, doch mein Bruder hat es einfach so schon der ganzen Familie erzählt gehabt, ohne mich zu Wort kommen lassen. Meine Familie redet nicht mehr mit mir. Eine Situation die ich niemandem, auch nicht meinen engsten Feinden, wünsche.

    ABer freut mich sehr für dich, dass es bei dir so wunderbar geklappt hat!
    :)
    Mark

    • 27. Mai 2016 / 10:32

      Howdy Mark,

      wirklich traurig zu hören, dass du keinen “Erfolg” mit deinem Coming Out hattest.
      Wie im Artikel geschrieben, verstehe ich einfach nicht wie man sein Kind auf einmal nicht mehr lieben/leiden kann!?
      Ich hoffe doch sehr, dass du dennoch glücklich wirst und deinen Frieden findest.

      Modische Grüße, Matthew

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