Die heutige Jugend

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EIN OFFENER BRIEF AN DIE HEUTIGE JUGEND

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Liebe heutige Jugend,

ich bin Matthew, 21 Jahre jung und so ziemlich gerade erst raus aus der Jugendlichkeit. Ich habe sie genossen, die Tage meiner Unbeschwertheit, in denen die Schule die einzige Verpflichtung überhaupt war. Und jetzt, mit 21 Jahren, kann ich zum ersten Mal selbst auf meine eigene Jugend zurückschauen und Schlüsse ziehen. Schlüsse die zum einen gut und zum anderen schlecht ausfallen. Es gibt Schlüsse die Lob und Schlüsse die Tadel sind – vor allem sind sie dabei aber immer eines: meine Schlüsse. Diese ganz eigene, gute Sicht auf die Dinge bekommt man meistens erst, wenn man selbst ein bisschen Abstand zur betrachteten Sache nimmt. In meinem Fall ist es Abstand zur Jugend, sprich: ich bin erwachsen geworden. Und während ich dabei bin meine eigene Jugend auszuwerten, erwische ich mich nicht selten dabei sie auch mit der heutigen Jugend zu vergleichen. Auch wenn mein eigener Sweet Sixteen gerade einmal fünf Jahre her ist, ist ein heute 16-jähriger Mensch komplett verschieden als wir Damaligen. Veränderungen sind gut, ohne Frage. Mein Motto selbst lautet ,,Stillstand ist Rückschritt”. Doch sind einige Entwicklungen und Richtungen der heutigen Jugend so alles andere als gut bzw. als Fortschritt zu sehen. Ein offener Brief als Blogpost an die heutige Jugend, mit meinen Gedanken und Sorgen um die nächste Generation.

Fotos: Ken Wagner

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DIE HEUTIGE JUGEND DER BELIEBTHEIT

,,Schau mal, ich habe alleine heute 10 Follower mehr.” – sagt er und spricht damit auf der Familienfeier einen ziemlich oberflächlichen, aber sehr bezeichnenden Satz für die heutige Jugend aus. Ich schlage in Gedanken die Hände über dem Kopf zusammen. ,,Herzlichen Glückwunsch. Und sonst so bei dir?”, antworte und frage ich leicht zynisch. Stille. Ich bin erschrocken und weiß dabei nicht einmal worüber ich mehr schockiert sein soll. Über die Aussage an sich, über die Tatsache der tatsächlichen Brüstung und Freude zu diesen Followern oder über den gerade stattfindenden Moment, in dem er immer weiter auf seinem Smartphone umherwischt und scrollt, anstatt mit mir zu reden. Ich starre ihn an. Er ignoriert mich. Plötzlich springt er auf und beginnt jedem auf der Feier seine Follower-Errungenschaft unter die Nase zu reiben. Ich denke nach und plötzlich trifft es mich wie ein Blitz: er ist 16. Und während mein großväterliches Ich mit der Situation fast schon abgeschlossen hat, sucht mein Kopf für dieses Verhalten hektisch nach einem triftigen Grund fernab des Alters, welcher dieses Verhalten sinnvoll erklären könnte. Doch er findet keinen. Es ist die heutige Jugend. ER ist die heutige Jugend.

Was für uns damals mit ICQ, Dampfer und SchülerVZ begann und eher leichte Spielerei und Kommunikation war, ist heute mit Instagram, YouTube und Snapchat zum digitalen Wettrüsten um die meiste Aufmerksamkeit geworden. Versteht mich nicht falsch, auch ich nutze die Sozialen Netzwerke sehr intensiv, verstehe mich auf den Ausbau meiner Followerschaft und hänge viel zu viel Zeit an meinem Smartphone, aber dennoch fungiert für mich dieser ganze Zirkus nicht als Statussymbol, nicht als Gesprächsgrundlage, nicht als Brüstung à la ,,ich habe alleine heute 10 Follower mehr”! Ich komme nicht umhin mich wie ein viel zu weiser, viel zu belehrender Großvater zu fühlen, der seine nachfolgenden Generationen nicht versteht. Aber im Grunde genommen ist es kein Tadel, keine Belehrung, sondern einfach nur eine große, große Sorge um die heutige Jugend, denn: wenn nicht einmal ich, der mit 21 Jahren gar nicht mal so weit weg von der neuen Generation ist, das heutige digitale Verhalten der Jugend versteht, wie bitteschön soll es dann eine wesentlich ältere oder überhaupt irgendeine Person tun? Zu diesem Thema stecke ich in einer Krise – nur blöd, dass der Grund für diese Krise die Zukunft der Menschheit bedeutet. Die Gleichschaltung ist das Problem.

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Er ist die heutige Jugend.

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Die Vorbilder der heutigen Jugend

Ich mache mir Sorgen um die heutige Jugend und habe Angst um die nachfolgenden Generationen, denn ich habe das Gefühl, dass es zunehmend immer nur noch darum geht, wie beliebt man im Netz ist. Mussten wir damals ,,nur hübsch und cool sein”, müssen die heutigen Jugendlichen auch noch beliebt und in Sozialen Netzwerken möglichst häufig gefolgt sein. Wo führt das denn noch hin? Ein Teufelskreislauf der nicht selten zu Selbstzweifeln führt. Ein schüchterner Junge mit Akne im Gesicht wird sich an den beliebten, hübschen, coolen Leuten in seiner Klasse, mit möglichst vielen Followern, ein Beispiel nehmen und die Zahl der Gefolgschaft nicht nur als bloße Zahl sehen die sie ist, sondern die komplette Bestätigung da hinein interpretieren. Und jede einzelne Person dieser Followerschaft wird er als zu den Hübschen und Coolen nickendes und ‘Ja’-sagendes Etwas wahrnehmen und als Messlatte für seine eigene Beliebtheit nehmen. Fatal. Die Jugend – sie beherrscht kaum die Mathematik aber weiß über die Zahl der eigenen Follower immer ganz genau bescheid.

Was einst der gut singende Popstar, der talentierte Schauspieler, der engagierte Politiker, der fitte Fußballer war, ist heute der am meisten gefolgte, der am häufigsten geklickte, der am besten bezahlte Youtuber, Instagrammer oder auch Blogger. Das Problem: oft zeugt der Inhalt des Konsums weder von Talent noch von Qualität. Und auch wenn qualitativ hochwertiger Inhalt angeboten wird, verliert dieser beim Konsum fast immer gegen den leichten, primitiven Scheiß, welchen das Internet und seine neuen Vorbilder produzieren. Die Perspektive der Vorbilder hat sich nicht nur verlagert, sondern gänzlich neu erschaffen. Und ich weiß nicht, aber irgendwie finde ich diese Entwicklung besorgniserregend und weiß nicht so recht mit ihr umzugehen.

Alles nur Dramatik, alles halb so wild? Ich denke nicht. Denn was bereits in einer Folge der amerikanischen Serie Black Mirror, welche erschreckende Zukunftsszenarien für das digitale Sozialleben vorhersagt, gezeigt wurde, ist längst auf den Straßen, auf den Schulhöfen und erst recht in den Köpfen der Jugendlichen dieser Welt angelangt. Umso beliebter du im Netzt bist, desto beliebter bist du auch im echten Leben – so die Devise der meisten Jugendlichen heutzutage. ,,Aber du bist doch auch ein Blogger, willst Reichweite und Klicks, Aufmerksamkeit und Follower?!” – könnte nun jemand sagen. Das stimmt. Das bin ich. Dennoch würde ich von mir behaupten, dass mein Inhalt, den ich täglich ins World Wide Web strahle, hochwertig ist, kontinuierlich von einer Message mit Mehrwert überliefert wird, ich mich fernab des Follower-Kults bewege und noch ein Teil der ,,echten Welt” bin.

Und echt ist hierbei ein richtig passendes Schlüsselwort, denn nicht alles was man im Netzt zu sehen bekommt ist auch wirklich echt. Da werden Bilder retuschiert, falsche Fakten und Gerüchte verbreitet und Traumwelten geschaffen, die mit ihrer Wirkung wie eine rosarote Brille von der digitalen bis in die reale Welt strahlen. Das ist der wohl fruchtbarste Boden für Minderwertigkeitskomplexe. Ich will nicht sagen das wir Erwachsenen perfekt und vor einem solchen Einfluss geschützt sind, aber dennoch denke ich, dass ein pubertierendes Kind für Selbstzweifel, falsche Einschätzung und Überschätzung deutlich anfälliger ist als ein vollständiger Erwachsener. Letztendlich geht es bei meinen Sorgen auch nur darum, dass man den Geist der Jugend schützt und nicht mit digitalem Müll überschüttet oder gar vielleicht damit umprogrammiert. Sätze wie ,,ich habe alleine heute 10 Follower mehr” triefen förmlich vor geistigem Müll, welcher eben aus der digitalen Welt kommt und sich ein großes, sicheres Nest in der realen Welt baut. Vorsicht: Ansteckunsgefahr.

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Die Gleichschaltung der heutigen Jugend

Ist Euch auch schon mal aufgefallen, dass die heutige Jugend, durch den ständigen digitalen Vergleich mit anderen Jugendlichen, total gleichgeschalten ist? Hitler hätte sich eine solche Gleichschaltung gewünscht – hat es aber nie richtig erreicht – nur damit sich einige Generationen später die Jugendlichen wie von alleine gleichschalten? Wo sind denn die ganzen Individuen hin, die wir ende der 90er, anfang der 2000er noch hatten? Emos, Raver, Punks, Gothiks? Bezeichnungen für ,,Randgruppen” die heute nicht nur vom aussterben bedroht sind, sondern eigentlich schon ausgestorben sind. Stattdessen werden überall die gleichen Markennamen, die gleichen Leggings, die gleichen Sneaker und Handyhüllen umhergetragen – und wehe dem du bist nicht beliebt oder hast ,,alleine heute 10 Follower mehr”. Kaum ein Jugendlicher orientiert sich noch an individuellen Vorbildern. Lieber wird sich mit viel gefolgten Youtubern verglichen, die eben alles andere als individuell, sondern einfach nur ein Produkt des Mainstreams des Internets sind, weshalb ihnen ja auch so oft gefolgt wird. Die Jugend hat sich ganz von alleine – bzw. durch den Einfluss des Internets und den Sozialen Medien – gleichgeschalten, wie eine Lichterkette am Weihnachtsbaum, deren Glühbirnen alle am gleichen Kabel hängen.

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Sich leichter zu mögen machen.

SO GEBLENDET UND DOCH SO OFFEN WIE NIE

Dennoch gilt es die heutige Jugend, auch wenn es angesichts der Internet und Follower Problematik schwer fällt, auch mal zu loben. Denn keine andere Generation jemals zuvor war so offen, so tolerant, so modern wie die heutige Jugend. Keine Generation zuvor hatte einen so großen Pool an Wissen, an Möglichkeiten, an Türen. Keine Generation zuvor hatte so wenig Probleme mit Sexualität, hatte so gute Englischkenntnisse, ist so global, so kosmopolitisch, so friedlich und vor allem ohne Krieg groß geworden wie die heutige Jugend. Das zeugt, wenn wir uns den Druck der digitalen Welt mal wegdenken, von einem gesunden Verstand, von einem gesunden Geist, von einer guten Entwicklung der Gesellschaft, was eigentlich die Grundlage für eine blühende Zukunft der Menschheit darstellt. Wie schade wäre es also bitte, wenn all die guten Versprechen, all die Hoffnungen in den so fruchtbaren Händen der Jugend eingehen würden wie eine Blume die man zwar gießt, deren Boden aber versäuert ist.

Eben weil die heutige Jugend so modern und fortschrittlich ist wie keine Generation vor ihr, wäre ein Verlust dieser gesunden Eigenschaften, hervorgerufen von digitalen und sozialen Messlatten, einfach nur fatal. Die Öffnung der Gesellschaft sollte nicht durch das Medium Internet kaputt gemacht werden, ein Medium, welches dich nach deiner Followerschaft, nach deiner Beliebtheit bewertet und zwischenmenschliche Barrieren aufbaut. Sätze wie ,,ich habe alleine heute 10 Follower mehr” und das ständige Versuchen beliebt zu sein, in dem man Mainstream Dinge trägt und tut, sich also immer ,,leichter zu mögen macht”, müssen unbedingt der Vergangenheit angehören. Denn wenn die Menschheit eines aus sich gelernt hat, dann das es überhaupt keinen Sinn macht Menschen nach irgendwelchen Kriterien zu bewerten. Sei es Hautfarbe, Herkunft, Sexualität oder Religion. Jedes Konzept dieser Bewertung ist in der Geschichte der Menschheit gescheitert. Und so wird es auch das ,,Konzept der Bewertung nach Followerschaft” tun. Aber wenn die Jugend für eine Sache noch bekannter ist als für das Hinterherrennen von Trends, dann ist es die Tatsache, dass die Jugend immer noch was lernen kann. Und zwar schon seit Jahrzehnten.

modische Grüße,

Mister matthew

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Mister Matthew
Mister Matthew

Mister Matthew ist der Autor hinter dem gleichnamigen Modeblog für Männer: »Mister Matthew«. Seit 2014 berichtet er über die Themen Mode, Kosmetik, Lifestyle und Interior. Einzigartig in der deutschsprachigen, männlichen Bloggerszene, transportiert er auf seinem Blog individuelle als auch hochwertige Inhalte, auf künstlerische sowie ästhetische Art und Weise. Immer mit einem gewissen Twist möchte er seine Leserschaft zu den schönen Seiten des Lebens einladen. Wenn Luxus auf Haltung trifft, begegnet man Mister Matthew. Herzlich willkommen.

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2 Kommentare

  1. Evy
    26. August 2018 / 14:45

    Trotz des versöhnlichen letzten Absatzes und der sehr schönen sw-Fotos: Es ist doch nicht “die Generation” – es sind junge Leute, die erwachsen werden. Genauso, wie wir erwachsen werden. Wir haben uns damals mit Popstars verglichen – aber nicht mit der Generation vor uns. Das sind Leute mit Interessen, mit Ängsten, die orientierungslos durch diese Phase wandern – was wir tun können? Sie nicht verurteilen, sie nicht darauf reduzieren, dass sie nach Followern lechzen. Wir sollten sie unterstützen. Wir sollten ihnen zuhören. Ich hab einen Teenager getroffen, der sich für Sprachen interessiert hat. Für mich war das befremdlich, weil ich mit Sprachen wenig anfangen kann. Aber … ist es nich toll, dass wir soviel voneinander lernen können?

    Es gibt Teenager, die sich bewusst dagegen entscheiden.

    Und ich kann verstehen, dass die Entwicklungen Angst machen. Aber .. es liegt an jedem Einzelnen, nett zu sein, andere zu bereichern und zu helfen, wenn es notwendig ist. Denn auch der nach Followern suchende Teenie hat wohl nur Versagensängste.

    Und last but not least: Das betrifft alle Menschen. Ob jung oder alt.

    • 28. August 2018 / 20:16

      Hallo Evy :)
      Danke für deinen Kommentar! :)
      Der letzte Absatz gefällt mir gut, weil es sehr zutreffen ist. Versagungsängste sind in unserer Gesellschaft weiterverbreitet. Auch ich hatte sie damals in der Schule. Das weiß ich noch ganz genau. In der 11. Klasse als ich Gefahr lief wegen Mathe nicht zu bestehen.Aber diese Ängste mit Followern bekämpfen? Ich weiß nicht. Ich glaube sogar, dass der ganze Follower-Kult noch mehr Versagungsängste schnürt.

      Und klar, da hast du recht. Man sollte nicht alle über einen Kamm scheren, aber das tue ich eigentlich auch im Beitrag nicht. Ich erzähle von Eindrücken und Tendenzen. Natürlich verstecken sich zwischen den schwarzen Scharfen auch immer Perlen! :)

      modische Grüße,

      Mister Matthew

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