Koexistenz

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KOEXISTENZ


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Ich saß in der Bahn, habe zum Fenster herausgeschaut, die hektischen Menschen beobachtet und im Wechsel dazu immer wieder auf mein Handydisplay gestarrt. Mal hat es vibriert, mal nicht. Und als ich mich so umgeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass es mir die ganze Bahn gleich tat. Wir redeten nicht, wir bemerkten und bewegten uns nicht, wir saßen einfach alle da, sahen aus dem Fenster oder auf unser Handy. Und hier kam mir ein Zweifel.

Ich musste an Koexistenz denken. Verlassen wir doch jeden Tag das Haus, überqueren Straßen und Hindernisse – um an unser Ziel zu gelangen – und schauen dabei viel zu selten nach Links und Rechts. Haben wir doch alle in der Schule gelernt, dass man beim Überqueren einer Straße nach Links und Rechts schaut. Man hätte uns wohl sagen müssen, dass wir dies nicht nur bei einer Straße tun sollten. Gehen wir doch viel zu blind durch unser Leben, ohne wirklich nach Links und Rechts zu gucken. Wir interessieren uns doch eigentlich nur für uns selber – möchte ich mal behaupten. Wann in unserem Leben denken wir mal an Andere? Wir denken nur an unsere Aufgaben und Ziele. Wir denken nur an das ‘Ich’ als an das ‘Wir’.

Ich stürme aus der Bahn, während andere Fahrgäste an mir vorbei strömen. Ich ignoriere sie – und sie mich. Interessieren wir uns für den jeweils Anderen? Nein. Und das ist des Pudels Kern. Es interessiert uns einfach nicht. Oder nicht wirklich. Oder einfach zu selten, zu wenig. Geht es uns gut, so scheint die Welt für u n s in Ordnung zu sein. Schmerz, Leid, Stress von Anderen? Nicht unsere Welt. Wir schauen lieber Geradeaus, als nach Links und Rechts. Denn wenn wir das tun, dann könnte es ja sein, dass wir mit den Problemen der Anderen infiziert werden. Und das wollen wir ja nicht. Wir bevorzugen die Koexistenz.

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Und während wir das geradeaus Schauen, das Desinteresse, die Koexistenz bevorzugen, geht uns etwas verloren: das Gemeinschaftsgefühl. Sich miteinander beschäftigen, sich auseinander setzen, sich dem Anderen anvertrauen .. Tugenden von gestern und vor-vorgestern. Denn unser Gemeinschaftsgefühl wird gespalten von unterschiedlichen Religionen, Mentalitäten und Sexualitäten – die sich untereinander so wenig vertragen wie Hase und Fuchs. Also schauen wir erst nicht nach Links/Rechts, bemühen uns nicht um anderes Leid, sondern feiern unseren Wohlstand. Und selbst an unserem Wohlstand finden wir früher oder später, aus reinster Langeweile, einen Makel, der unsere perfekte Welt vermeintlich zum Einsturz bringt, während sie aber immer noch besser als die Welt Links und Rechts ist.

Wirklich gut wird die Thematik im Film Money Monster verarbeitet. Ein Mann der sich erst an ‘sein Links und Rechts’ wendet, als es anfängt ihm schlecht zu gehen.
Die derzeit stattfindende Fußball EM 2016 ist ein wunderbares Beispiel für ein Gemeinschaftsgefühl. Die Leute fangen endlich an sich für einander zu interessieren. Es wird nach Links und Rechts geschaut. Richtig schade, dass dieses Gefühl beendet ist, sobald das letzte Spiel vorbei ist. Dann sitzen wieder alle in ihren Bahnen, hinter ihren Handydisplays, ignorieren sich und feiern Ihre Koexistenz.



Mister Matthew
Mister Matthew

Mister Matthew ist der Autor hinter dem gleichnamigen Modeblog für Männer: »Mister Matthew«. Seit 2014 berichtet er über die Themen Mode, Kosmetik, Lifestyle und Interior. Einzigartig in der deutschsprachigen, männlichen Bloggerszene, transportiert er auf seinem Blog individuelle als auch hochwertige Inhalte, auf künstlerische sowie ästhetische Art und Weise. Immer mit einem gewissen Twist möchte er seine Leserschaft zu den schönen Seiten des Lebens einladen. Wenn Luxus auf Haltung trifft, begegnet man Mister Matthew. Herzlich willkommen.

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6 Kommentare

  1. 4. Juli 2016 / 15:32

    …toller Artikel der zum Nachdenken animiert…Leider geht das soziale Miteinander immer mehr verloren…wer achtet schon auf den älteren Nachbarn…oder auf die Schwangere die in einer viel zu vollen U-Bahn steht….
    Oder ganz anders…welche Männer/Jungs halten denn den Frauen/Mädchen heutzutage noch die Türen auf. Du schon – wie letzte Woche :-)

    Danke Dir für deine Zeilen.

    Stilvolle Grüße
    Bianca

    • 4. Juli 2016 / 15:34

      Ich danke DIR für DEINE Zeilen! :)

      Wirklich interessant, dass es auch anderen auffällt!

      Ich finde es wichtig auch mal ein Gentleman zu sein!

      Gruß, Matthew

  2. Sarah
    12. Juni 2016 / 12:47

    Hm, ich finde das kann man so nicht verallgemeinern. Ich interessiere mich sehr für meine Umwelt, beobachte die Menschen, möchte Ihnen helfen wenn sie Probleme haben, frage mich was sie für eine Geschichte haben wenn ich sie beobachte.
    Aber was Du beschreibst ist auch vollkommen richtig. Ich bin genervt wenn ich mit Freunden aus bin und sie sich die ganze Zeit nur mit ihrem Handy beschäftigen. Kennt denn die Jugend von heute keinen Anstand mehr? Ich bin 27 und finde sowas einfach nur unglaublich unverschämt. Auf das Miteinander wird keinen Wert mehr gelegt, nur noch in das viereckige Ding gestarrt und getippt. Menschen die sich wirklich genuinely für andere interessieren sind sehr selten geworden. Zumindest in unserer Altersgruppe. Aber gehen wir mal im Alter 20 oder 30 Jahre nach oben, schwupp sieht das schon wieder ganz anders aus. Diese Menschen haben meiner Meinung nach nicht solche Probleme. Sie sind nicht in diesem digitalen Zeitalter aufgewachsen und kennen noch die alten Werte. Und davon sollte man sich mal eine große Scheibe abschneiden, vor allem in punkto Anstand!

    • 12. Juni 2016 / 21:35

      Hallo Sarah,

      danke dir für deine Worte! Das sehe ich auch so! Ich denke der 30+ Generation fällt es leichter, das Handy einfach mal Handy sein zu lassen und sich mehr auf die Wirklichkeit zu konzentrieren. Ich persönlich finde es auch sehr schlimm, wenn ich Kinder mit einem Smartphone hantieren sehe. Zwei Dinge die einfach nicht zusammenpassen.

      Aber schön, dass du dich selber noch als jemanden beschreibst, der eben mehr Wert auf seine Umwelt legt, als auf die Interaktion mit dem Handy. Finde ich Top! Behalte dir das bei!

      Modische Grüße,

      Matthew

  3. Joachim
    12. Juni 2016 / 8:45

    > Die Leute fangen endlich an sich für einander zu interessieren. Es wird nach Links und Rechts geschaut.

    Eigentlich wird nur auf den Rasen geschaut oder auf den Fernsehen und auch dabei interessiert man sich nicht für den nebenan. Und wenn, dann auch nur, weil man in dieser Sekunde das gleiche Ziel und die gleiche Hoffnung hat.

    Aber ganz so stimmt das auch nicht: Im digitalen Zeitalter interessiert man sich mindestens genausoviel für den anderen, vertraut sich andern an und kommuniziert eigentlich sogar mehr. Aber die Kommunikation findet in den sozialen Medien statt. Dort spielt sich alles ab und deshalb verarmt das direkte soziale Umfeld an Kommunikation. Wer jemals Eltern mit Kindern im Restaurant beobachtet hat, wird das kennen: Die Kinder chatten auf den Handys mit ihren sozialen Kontakten und am Tisch herrscht Schweigen. Aber es gibt Möglichkeiten, das zu durchbrechen: Einfach nicht mitmachen und in der Bahn mal den Sitznachbarn ansprechen. :)

    • 12. Juni 2016 / 8:50

      Hallo Joachim!
      Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Ich kann dir absolut zustimmen!
      Für das Handy-am-Tisch-Problem habe ich mit meinen Freunden immer ein lustiges Spiel: alle Handys werden in die Mitte auf den Tisch gelegt und ignoriert. Wer als Erster zum Handy greift hat verloren. Ist immer ganz witzig ;-)

      Und ja, eigentlich hast du recht! Es wird mehr auf das Fußballspiel geachtet als auf den Nachbarn/den Freund.

      Modische Grüße, Matthew

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