Paris – Friede Freude Feindschaft

Die Produkt-Links werden unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Es ist Freitagabend. Ich sitze mit meinem Freund in einem Restaurant. Wir essen und speisen, reden über Gott und die Welt, lachen, scherzen und fühlen uns wohl, als uns plötzlich eine Nachricht erreicht. Ein Freund schickt uns einen Link zu einem Live Ticker. “Anschlag in Paris – 40 Tote”. Mein Freund und ich sind fassungslos. Im Minutentakt steigt die Anzahl der Toten. Und irgendwo zwischen den Worten “Bombe” und “Exekution” bleibt mir mein Essen im Halse stecken.

Der Abend ist gelaufen. Die Stimmung ist geknickt. Alle denken an Paris und schweigen.

Am Nachbartisch wird sich über Rassismus, IS, Geheimdienste und Grenzschließungen unterhalten, während ich lieblos in meinem Essen herumstocher und weder an Islam noch an Flüchtlinge, sondern einfach an die Oper denke. 129 Menschen. Ermodert. Abgeschlachtet. Grundlos.

Anzeige

129 Wohnungen und Betten die heute Nacht leer bleiben. 129 Mütter und 129 Väter, Geschwister und Freunde, die trauern, bitterlich weinen, zusammenbrechen. 129 besorgte Anrufe und SMS die unbeantwortet bleiben. 129 Geschichten.

Ich muss an Tina denken. Tina? Wer mich schon länger liest und verfolgt wird Tina noch kennen. Ich habe sie im Sommer 2014 im Urlaub in Paris mit meinem Freund kennengelernt. Tina ist eine indische Schauspielerin. 29 Jahre jung, lebensfroh. Sie ist auf dem Weg von Paris nach Montpellier unsere Mitfahrgelegenheit. Doch sie sollte nicht nur eine Mitfahrgelegenheit bleiben, sondern eine Freundin werden.
In den schweren Stunden muss ich an sie denken. Wie geht es ihr? Was macht sie? Ist sie betroffen von den Anschlägen oder nicht? Gedanken und Erinnerungen, sowie schreckliches Kopfkino schießen mir durch den Kopf.

9 Stunden Autofahrt habe ich mit ihr geteilt. 9 Stunden lang haben wir uns unterhalten. Wir haben irgendwie eine Bindung aufgebaut, die so magisch ist, dass ich sie nicht wirklich in Worte fassen kann. Tina ist die lebensfrohste und netteste (!) Person die ich je in meinem Leben kennengelernt habe. Sie erzählte mir von ihrem Leben, ich ihr von meinem. Wir machten aus 9 Stunden Autofahrt gefühlte 9 Minuten.
Wenn ich von Tina erzähle, schauen mich die Leute schief an. “Wie kann man denn in 9 Stunden zu einer Mitfahrgelegenheit eine so intensive Bindung aufbauen?” Ich halte das auch für unmöglich. Aber auch nur, weil es sonst Personen wie Tina nicht gibt.

In den schweren Stunden muss ich an sie denken. Sie lebt unmittelbar in Paris. Geht es ihr gut? Ich muss allgemein an Freundschaft und Feinschaft denken. Wie nahe liegen diese Extreme beieinander?
In Ekstase und Euphorie haben Tina und ich gänzlich vergessen Handy oder Facebook zu tauschen. Dafür könnte ich uns beide ohrfeigen. Nun sitze ich da und muss tatsächlich eine Träne verdrücken. Ich hoffe sehr, dass es ihr gut geht. Ich fühle mich zu ihr verbunden. Ich mag sie. Mehr als sehr. Mehr über Paris, Montpellier und meine Begegnung mit Tina gibt es in meinem Beitrag von 2014 zu lesen: “Matthew in Montpellier“.

Und so wie es mir mit Tina geht, wird es vielen anderen mit ihren Freunden und Bekanntschaften gehen. Frieden, Freundschaft und Freiheit wurden die Zielscheibe von Hass und Gewalt. Nun ist nichts mehr mit ‘Friede Freude Eierkuchen’.

#prayforparis ist der Social Media überschwemmende Hashtag. Und so tragisch und traurig die Anschläge auch sind, sollten wir wohl eher #prayfortheworld nachgehen. Jeden Tag sterben im Irak und in Syrien Menschen. Jeden Tag werden Freundschaften durch Waffengewalt für immer getrennt. Jeden verdammten Tag. Also sollte die Welt in den schlimmen Tagen nicht nur auf Paris schauen, sondern auf alle, die Hass und Gewalt ausgesetzt sind.
Während wir in unseren Wohnzimmern sitzen, auf unserem sicheren Arbeitsplatz oder eben wie ich am Freitag den 13ten im Restaurant, werden zahlreiche Menschen weltweit (!) ermordet.

Aus ihren Mündern nie wieder ein ‘Carpe Diem’. Nie wieder ein ‘Ich Liebe Dich’.
Aber auch nie wieder ein “Bitte erschieße mich nicht.”. Zum Glück.

Liberté, Égalité, Fraternité!

Bild: Florian Plag

Mister Matthew
Mister Matthew

Mister Matthew ist der Autor hinter dem gleichnamigen Modeblog für Männer: »Mister Matthew«. Seit 2014 berichtet er über die Themen Mode, Kosmetik, Lifestyle und Interior. Einzigartig in der deutschsprachigen, männlichen Bloggerszene, transportiert er auf seinem Blog individuelle als auch hochwertige Inhalte, auf künstlerische sowie ästhetische Art und Weise. Immer mit einem gewissen Twist möchte er seine Leserschaft zu den schönen Seiten des Lebens einladen. Wenn Luxus auf Haltung trifft, begegnet man Mister Matthew. Herzlich willkommen.

Mehr von mir: Instagram | Facebook

Teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

×