Vergebung

Vergebung als Sonntagsartikel von Mister Matthew. Porträt im Rotlicht.

Vergebung

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Ich muss euch etwas erzählen, was mich vor zwei Wochen wahrlich beeindruckt und mein Jahr 2020 schon jetzt besonders geprägt hat. Dabei kann ich selbst gar nicht so richtig fassen, dass mir das passiert ist und ich somit endlich mit einer Sache abschließen kann, die mein Leben seit 2007 bestimmt.

Wie ich bereits seit vielen Jahren auf meinem Blog – sowie mittlerweile auch in zwei TV-Sendungen – erzählt habe, wurde ich in meiner Schulzeit stark für mein Schwul- und Anderssein gemobbt. Das hat mich geprägt und irgendwie zu dem gemacht, der ich heute bin. Dabei gab es vor allem immer einen Kandidaten, der es besonders schlimm mit mir meinte und somit nicht nur zu meinem Erzfeind, sondern vor allem auch zu einer Art Anführer für all meine Mobber wurde.

2017, zehn Jahre nachdem ich von der Grundschule auf die Oberschule kam und mein Mobbing (durch ihn) startete, wollte er mir auf einer Party Hallo sagen. Ich lehnte das damals noch traumatisiert ab. Ich war einfach nicht stark genug. Hasste ihn. Aus gutem Grund. Damals schrieb ich auf meinem Blog im Artikel ,,Mein alter Erzfeind” über die Situation. Machte einmal mehr deutlich, wie sehr mich seine Worte und Taten verletzt hatten.

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Mit jedem Tag aus der Schule, mit jedem Jahr was seitdem verging, rückte das Mobbing weiter in die Tiefen meiner Erinnerung, blieb aber dennoch präsent und prägend. Und nun, vor zwei Woche, stehe ich beim Rauchen auf einer Party und der besagte Erzfeind kommt auf mich zu – und will mit mir reden. Ein Déjà-vu. Doch irgendwas schien mächtig anders. Statt mich umzudrehen und ihn zu ignorieren, blieb ich stehen und sah ihn an. Mir kam eine Hand entgegen.

Mister Matthew Porträt im Rotlicht.

E
wie Erzfeind

Über Vergebung in Gedanken: Mister Matthew.

Rotlicht Porträt von Mister Matthew.

,,Hallo”
,,Hallo”
,,Können wir kurz reden?”
,,Ja, das können wir.”

Ich gab meiner Freundin Bescheid und ging mit ihm ein paar Schritte an die Seite.

,,Ich wollte mich bei dir entschuldigen.”

Bäm. Da waren sie. Die Worte, nach denen ich mich seit der ersten verbalen Attacke von ihm sehnte. Wir kamen ins Gespräch. Und umso mehr er von sich gab, umso sprachloser wurde ich. Denn vor ihm stand nicht mehr nur der nicht mehr eingeschüchterte Matthias, sondern vor mir stand auch nicht mehr der dumme, mich mobbende Junge von damals. Veränderung lag in der Luft – und vor allem: Vergebung.

Er erzählte mir, dass er mir damals 2017 auf der besagten Party nicht nur Hallo sagen, sondern sich auch entschuldigen wollte. Doch ich ließ ihn damals nicht. Der damals von mir verfasste Artikel auf dem Blog, so erzählt er weiter, wurde ihm aus seinem Umfeld unendliche Male zugeschickt. Kein Wunder, denn dass er mich stark mobbte, wusste in seinem und meinem Umfeld von damals jeder. Einmal zugeschickt, las er den Artikel nicht nur einmal. Mit jedem Mal lesen, so meinte er weiter, wurde ihm sein Verhalten einmal mehr deutlich. Und nun – und das werde ich nie wieder vergessen – ,,bereue er es zutiefst“.

In Gedanken zum Thema Vergebung.

V
wie Vergebung

E
wie Entschuldigung

Wir unterhielten uns noch eine Weile, was ich wahrlich interessant fand. Er erzählte mir von seiner persönlichen Vergangenheit, berichtete über seine damaligen Beweggründe und lies das Gespräch von der Vergangenheit in die Gegenwart wandern. Heute ist er bei der Bundeswehr, ist verpflichtet für 12 Jahre – und darauf nicht nur richtig stolz, sondern dadurch auch ein anderer Mensch als damals.

Mit dem Thema Vergebung in Gedanken.

Matthew im Rotlicht als Porträt.

Vergebung

Unser Gespräch findet ein Ende. Wir verabschieden uns, geben uns die Hand, er klopft mir auf die Schulter und lächelt. Ich lächle zurück – und bin plötzlich mit einem Schlag frei. Ich fühle mich gelöst und habe nun endlich das Gefühl und Gewissen, dass ich mit meiner Jugend und dem 13 Jahre lang andauerndem Kapitel, Namens Mobbing, abschließen kann. Er lächelt und ich lächle zurück. Und irgendwie stehen wir nicht in der Dresdner Neustadt auf einer Party, sondern auf dem Schulhof von damals. Zwei Menschen, zwei Lächeln, zwei nun endlich freie Geister. Und ich schwöre, wenn ich sage, dass ich mein damaliges Ich ebenfalls habe lächeln sehen können. Übrigens: hast du gewusst, dass dein Name aus dem Latein kommt und ,,glücklich” bedeutet? Interessant, nicht wahr? Denn genau das war ich in diesem Augenblick. Glücklich.

Ich vergebe dir Felix.
Und wünsche dir alles Gute!

Matthias

Vergebung als Sonntagsartikel von Mister Matthew. Porträt im Rotlicht.

F
wie Felix

G
wie glücklich

Mister Matthew in Gedanken.

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Mister Matthew
Mister Matthew

Mister Matthew ist der Autor hinter dem gleichnamigen Modeblog für Männer: »Mister Matthew«. Seit 2014 berichtet er über die Themen Mode, Kosmetik, Lifestyle und Interior. Einzigartig in der deutschsprachigen, männlichen Bloggerszene, transportiert er auf seinem Blog individuelle als auch hochwertige Inhalte, auf künstlerische sowie ästhetische Art und Weise. Immer mit einem gewissen Twist möchte er seine Leserschaft zu den schönen Seiten des Lebens einladen. Wenn Luxus auf Haltung trifft, begegnet man Mister Matthew. Herzlich willkommen.

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4 Kommentare

  1. P.
    2. März 2020 / 12:17

    Hi Matthew,
    du kennst mich gar nicht, ich dich nur über deinen Blog. Ich habe dich vor sehr vielen Jahren auf Facebook abonniert, weil Leute aus meiner damaligen Klasse dich kannten und es damals cool war, so viele Seiten wie möglich zu liken… ? Ab und zu lese ich noch, was du so schreibst und finde es dabei immer schön, mal zu sehen, was aus dem Jungen aus dem Nachbarstadtteil geworden ist.

    Zum eigentlichen Post: ich freue mich für dich, dass du jetzt deinen Frieden mit ihm finden kannst. Und warum ich die überhaupt schreibe… Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diesen Felix kenne (Ich will es auch gar nicht genau wissen, ich glaube einfach, dass er das ist) und er hat leider nicht nur dir das Leben schwer gemacht, wenn auch dir persönlich wahrscheinlich besonders extrem.
    Ich kannte ihn in der Grundschule und ehrlich gesagt habe ich ihn und das meiste, was er damals gesagt und getan hat, verdrängt. Aber bis heute ist das Gefühl von Hilflosigkeit und irgendwie auch ohnmächtiger Wut da, wenn ich an ihn denke. Es war nicht so sehr persönliches Mobbing wie bei dir (zum Glück), er war einfach ein Arsch zu jedem, den ich kannte.

    Das Gefühl ist jetzt weniger geworden. Weil er sich bei dir entschuldigt hat und du sagst, er ist ein anderer Mensch geworden. Ich glaube, er würde sich auch bei mir entschuldigen und all den anderen, die er damals ständig geärgert, dumm gemacht oder auch gemobbt hat.
    Danke dafür. Das kam unerwartet.
    Alles Gute für dich.

    • 2. März 2020 / 12:25

      Hallo P.

      vielen lieben Dank für deine Worte! Das bedeutet mir wahrlich sehr viel. Tut mir leid, dass auch du schlechte Erfahrungen mit diesem Felix machen musstest – und ich bin mir sicher, dass es der gleiche Herr war/ist. Er ist ja wahrlich hier in Klotzsche und Weixdorf dafür berüchtigt und gefürchtet gewesen. Dass ihm sein schlechter Ruf bis heute nachhallt, sehe ich als gerechte Strafe für ihn an. Möge er selbst auch Frieden mit sich und seinen Taten geschlossen haben. Er wirkte wirklich wie ausgewechselt und den Akt der Entschuldigung rechne ich ihm hoch an. Ich bin mir sicher, dass er sich auch bei anderen entschuldigt hat bzw. würde, wenn er ihnen über den Weg läuft.

      Ich wünsche dir auch alles Gute! :)
      Fühl dich gedrückt,

      Matthew <3

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