Vogue Talk Okt.

Mister Matthew VogueTalk

Wenn die Blätter anfangen die Farben zu verlieren, dann weiß man dass es Herbst ist. Und wenn der Herbst da ist, schreit die Vogue Oktober zu uns, gekauft zu werden. Die Vogue brauch ne’ Diät!

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Nichtsahnend und voller Vorfreude spazierte ich zu meinem örtlichen Zeitungsgeschäft um mir die neue Ausgabe der Vogue Deutschland zu beschaffen. Das Einkaufshaus ist zum Freitag wiedermal gänzlich überflutet mit Menschen, welche ganz offensichtlich wie die Raubkatzen auf der Suche nach Nahrung, Elektronik und Klamotten sind. In etwa ähnlich wird es ausgesehen haben, als ich in den Laden stürmte und mich über den Stapel Vogue Herbst hermachte. Am liebsten hätte ich sie alle gekauft, um nicht zu sagen entführt, als ich bemerkte, dass die Vogue ganz schön fett geworden ist.

Sie war schwer ohne Ende (nachgemessen: 1,3kg) und dick, noch viel schwerer und dicker als DIE diesjährige September Ausgabe der Vogue Deutschland, was mich anfänglichst sehr stutzen und staunen lies. Doch es steigerte meine Neugierde. Den ganzen Stapel hätte ich nicht davon tragen können, geschweige den entführen können. Da hätte mein Fluchtwagen den Geist aufgegeben und die Rolltreppe wäre stehen geblieben. Alleine die Vorstellung wie wegen mir die Rolltreppe stehen bleibt, weil abermals wegen mir ein Stapel Vogue die Rolltreppe nimmt, ist schon sehr lustig, aber zurück zum Thema.

Auf dem Weg nach Hause musste ich mehrmals die Seiten der Arme wechseln, mit denen ich die Vogue zu tragen versuchte. Ich hätte sie wie ein Schlitten hinter mir her ziehen müssen und hätte offensichtlich ausgesehen wie der Weihnachtsmann mit einem defekten Schlitten. Und als ich dann völlig erschöpft zuhause ankam, musste ich schmunzeln. Wie lächerlich es doch sei sich darüber aufzuregen, wie schwer eine Zeitschrift ist. “First-World-Problem”. Etwas weniger Werbung und Verpackung hätte nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch mich. Und euch, die lieben Vogue Leser. Schließlich ist die Vogue eine Zeitschrift die unterwegs konsumiert wird, wie die News auf einem Smartphone. Nur muss man hier den Strich ziehen, das Vogue ungleich das Internet ist, welches man mit Werbung und Inhalten vollstopfen kann. Natürlich kann man sich auch die kleinen Ausgaben von Elle, Glamour und Co. kaufen, doch größer ist bekanntlich besser. Mehr ist mehr und weniger ist scheiße! Und auch wer sagt, dass es auf die Technik drauf ankommt, kann mir gerne schreiben und den Tipp geben, wie man Printmedien heutzutage verstaut und transportiert. Auf dem Kopf?

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Ich klappte das große Cover aus Pappe auf und entgegen fiel mir die Vogue, die Vogue Business und ein Lookbook der New York Fashion Week. Da saß ich nun auf dem Boden umkreist von den Blättern, um mich herum ein Kreis aus Kerzen und in der Mitte das Zeichen des Satans. Das Vogue Lesen konnte beginnen.

Die Fülle der Vogue, sowie die Beiliegenden Hefte erklärten mir die Masse an Gewicht. Das hätte ich mir allerdings zur September Issue der Vogue gewünscht, der leider nur ein kleines Faltblatt beigelegt wurde. Ich fing an mir zuerst die eigentliche Vogue anzuschauen. Sofort fiel mir auf, dass die ersten Anzeigenseiten, geschmückt mit zahlreichen Fotos von den “neuen” Kollektionen der Designer, kaum Kreativität aufweisen. Wiedereinmal waren es Fotos von der Last-Season, noch dazu waren sie langweilig und banal gesagt nicht hübsch! Obwohl die Vogue für ihre Massen Anzeigenseiten bekannt ist, schien es hier wenig glamourös zu zugehen. Und ich kam nicht umhin mich zu fragen, ob die Anzeigenseiten Saisonal bzw. Quartals mäßig bezahlt und dementsprechend gedruckt werden. Die Dritte Vogue in Folge, mit fast (!) den gleichen Bildern an Werbung. Das enttäuscht mich und hat mit der heutigen, schnelllebigen Menschen Kultur, nichts mehr gemeinsam. Völlig veraltete Kollektionen und dreifach dagewesene Werbung spricht doch wahrlich keinen mehr an!? Ich war erschrocken und musste dementsprechend schnell weiterblättern um nicht zu heulen.

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Das Cover. Wenn es nach dem aktuellsten Interview von Anna Wintour geht, so ist das Cover das beste der Vogue. So entscheidet also ein einziges Bild, welches von protzenden Überschriften belästigt wird, wie toll das beste Bild der Vogue Ausgabe ist. Dazu sage ich nein! Das aktuelle Cover ist leider keine schöne gelungene Arbeit. Dafür, dass es das Schaufenster einer Modezeitschrift sein soll, erinnert es leider mal gar nicht an Mode. Es scheint mehr ein gelungenes Bild für ein Dossier eines Make-Up Ratgeber zu sein. Das Model sieht mehr als kommerziell aus, was beim “ach so exklusiven, extravaganten” Inhalt überhaupt keinen Sinn ergibt. Das Boring Face erinnert vielmehr an Kate Moss, als an Model XYZ. Also ist offensichtlich, dass das Cover nicht ausschlaggebend ist!

Vielmehr ist der Look von Rita Ora auf Seite 97, gepimpt in Roberto Cavalli, ein viel größerer Blickfang. Sie trägt die gleiche Haarfarbe wie ich, was mit dem Silber ihrer Tasche und ihrem Ohrring perfekt harmoniert.

Der Look auf Seite 101 erinnert mich an den Goldregen zu Silvester und an die Künstlerin Florence and the Machine. Das Zusammenspiel von Haarfarbe, Robe und Schuhe sind nahezu perfekt, während eine Seite weiter (103) der Look der bezaubernden, jungen Frau eher an die “Schwarz-tragende, Männer-hassende Business Frauen Generation” erinnert. Windsor was ist los? Es wirkt zu depressiv, wenn man mich fragt. Dennoch ist der Mantel sehr, sehr schön! Er erinnert mich an einen, den ich hatte gefunden, bei einer Rabatt Aktion im Peek&Cloppeburg. Wieder eine Seite weiter (105) finden wir wieder eine Dame in “Head-to-toe” Black vor, da weiß man gleich, das Schwarz gänzlich gehyped wird. Dabei ist Schwarz eine Farbe, was viele meist nicht glauben wollen. Schuhe und Tasche, von Jimmy Choo passen dennoch in einen Schwarz-Kleiderschrank. Abermals zwei Seiten weiter (107) geht das Spiel der starken, selbstbewussten Frau weiter, als ich sah, dass eine im Anzug gekleidete Frau auf einem Stapel Zeitschriften sitzt. Einen guten Akzent bildet hierbei die Tasche, ohne die das Bild schrecklich langweilig erscheinen würde. Blättert ihr auf die Seite 127, so findet man erneut ein “Head-to-toe” Stück. Diesmal präsentiert ihn Joop! Ich muss schon sagen liebe Designer, in einem seit ihr euch definitiv einig: Ihr widersprecht Anna, welche doch noch vor wenigen Tagen meinte, dass es nicht ginge, dass man Schwarz von Kopf bis Fuß trägt und dass man ein derartiges Outfit nicht in der Vogue finden würde. Und jetzt ist es bereits vier mal abgedruckt. Angebracht ist es, einen kleinen, aber feinen Akzent in das Outfit durch Farbe zu bringen, wie das Outfit auf der Seite 142, im Porträt von Alasdhair Willis. Erstaunt hat mich die unübersehbare Werbung von H&M in der Mitte der Vogue, niedergedruckt auf Pappe artigem Stoff (Seite 161-68). Hier hat mir der Jumpsuit für 19,99€ am besten gefallen. Von der Qualität mal abgesehen (bei dem Preis und H&M) ist der US.Army Style im Vergleich zu den anderen Stücken, welche einfallslos wirken, sehr gelungen!

Die Storys. Auf Seite 134 und 136 findet man einen kleinen Einblick in die wohl am meisten erwartete Designer Kollektion des Jahres. Der große Sex von Alexander Wang mit Welt-billig-Modekonzern H&M. Da protzt ein toller Artikel empor, mit Bildern der ausschließlich grau-weiß-schwarzen Kollektion. Besonders toll ist die Story “Second Fashion Love”, welche von dem erschwinglich machen von Designer Sachen, durch den Kauf durch die Zweite Hand,  berichtet. So ist es durchaus angebracht seinen Leser eine Möglichkeit zu zeigen, wie man günstig die Stücke der Labels ergattern kann. Das hat wahrlich Stil und Geschmack, zeigt Stärke und ist vorbildlich. Einwandfrei!

Seite 246 berichtet über das “Wahre Leben” von Prominenten, wie Emma Watson, Susie Lau oder Anna Dello Russo. Ob es sich allerdings hierbei wirklich um “DAS WAHRE Leben” handelt, bezweifle ich arg! Dennoch ist es ein Interessanter Artikel, welcher viele Überraschungen und tolle Leute und deren Geschichten erzählt und durchleuchtet.

Ebenfalls lesenswert ist die Geschichte von Manfred Thierry Mugler, welcher demnächst eine Fashion-Revue Show, mit Teilen aus alten und neuen Kollektionen im Friedrichstadt Palast auf die Beine stellt. Hierbei gefiel mir die Bodenständigkeit des Designers, welcher, dass muss ich ganz offen gestehen, noch vor Alexander MC Queen, mein absoluter Lieblings Designer ist. Dabei gefällt mir das Bild von der Anprobe mit Canulli mit Nina Makogonova als Nofretete wahnsinnig gut!

Seite 260. Internationale Stilikone, begnadete Herrin über Kunstschätze und Gärten, die Patriarchin der Familie Agnelli – kultivierte Leidenschaft und Schönheit. Ist ein Report über die wahrlich einzigartige und exquisite Bella Marella. Neun Seiten lang erstrecken sich in der Mode historische Momente, Erlebnisse und Entscheidungen, geschmückt mit unbezahlbaren Bildern!

Kultur. Ausgezeichnet gelungen ist der Kultur Teil der Vogue. Angefangen von der Einleitung des Bildes (193), bis hin du den einzelnen Artikeln. Unter anderem haben wir da die unglaublich talentierte und wunderhübsche, sowie wandlungsfähige Scarlett Johansson, welche auf Seite 202 mit ihrem neuen Film, in dem sie eine männermordende Außerirdische spielt, hervorragend glänzt.

Kunst. Kommen wir zum besten Teil der Vogue: Die Kunst Mode Fotografie, ab Seite 219. Auf ganzen 26 Seiten stechen hier einzigartige Fotografien, von aufwendiger Haute Couture in mein Auge. Eins besser als das andere. Und ich komme nicht umhin innerlich feststellen zu müssen, dass diese 26 Seiten das Beste an der Vogue sind und nicht das Cover! Diese 26 Seiten sind einfach nur Vogue. Nicht die übermäßig gefüllten Anzeigeseiten. Hier wird wenigstens noch Kunst, statt Kommerz betrieben! Am besten gefiel mir hier der Mantel aus Fell auf Seite 226, der Poncho aus Donegal- Tweed auf Seite 231, die Brust auf Seite 233, das Mantelkleid aus Wollcrêpe mit voluminösen Keulenärmeln und übergroßer seitlicher Schleife, von Dice Kayek Couture auf Seite 235, der obere Teil des Outfits auf der Seite 239 sowie das Kleid auf Seite 244. Toller Fotografien, noch tollere Mode!

Foto Strecke. Ab Seite 270 gibt Vogue seinen künstlerischen Teil zu dieser Ausgabe hinzu. Fairy Queen, lautet die neue Fotostrecke, welche von der Geschichte zweier Mädchen erzählt, die sich in einer mystischen Welt verlieren und wiederfinden. Die Mode hierbei ist recht kühl und eher unbunt, bis auf Ausnahmen. Es friert einem bereits beim hinschauen, wie haben es dann die Models geschafft nicht zu Eis zu erstarren, was bei einigen Gesichtsausdrücken der Mädchen nicht so leicht ersichtlich ist.

Weiter geht es mit der beiliegenden Extra Ausgabe der Vogue, die VogueBusiness. Eine kleine, dünne, 150 Seiten Ausgabe, die an eine Vogue in den Kinderschuhen erinnert – positiv gemeint!

Mister Matthew VogueTalk
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Das Cover. Die attraktive und sympatisch aussehende Katja Eichinger, welche Autorin und Filmproduzentin ist, ziert das Cover der VogueBusiness und steht dabei perfekt ein für das Thema und den Inhalt: “Erfolgreich in Eigenregie. Sie wirkt fröhlich, zufrieden und entschlossen und rundet das Gesamtpaket dieser Vogue ab, welche ganz nebenbei und wahrscheinlich unverhofft optisch besser aussieht und wirkt, als ihre Mutter Vogue.

Einen guten Start für das Bild der Powerfrau bietet hierbei das Foto von Porsche Design, auf Seite 17. Schwarz, edel, nicht unbedingt Männer hassend, arrogant oder Karriere Geil, sondern elegant und selbstbewusst, sowie die Pointe versprechen wird.

Geschmückt ist diese Ausgabe mit zahlreichen Artikeln über Gesichten von Frauen, die in oder um die Modewelt herum ihr Glück mit ihrer Selbständigkeit versuchten und erfolgreich wurden. Eine solche journalistische Arbeit stellt für diese Frauen eine riesengroßes Kompliment dar und spornt, so hoffe ich, junge Frauen und auch Männer an, ihren Arsch zu bewegen und eventuell vielleicht doch mehr zu sein, als ein 8 Stunden Jobber.

Da hätten wir zum Beispiel Miss Elizabeth Saltzman, ein toller Name, welche als Beraterin von Stars wie Gwyneth Paltrow und Cameron Diaz zu eine der einflussreichsten Stylistinnen der Welt wurde. Eine Frau, die auf dem Foto einen geheimnisvollen, leicht zynischen Blick schenkt. Wenn ihr Biss im Job genauso bissig wie ihr Ausdruck ist, so nehme sich Konkurrenz in acht, oder möchte diese etwa gebissen und verletzt werden? (114)

Ein gutes Gespür für die Zukunft scheint Miss Valérie Taupin zu sein, welche die Kosmetikwelt mit ihren Faltenfillern auf Hyaluronsäure Basis revolutionierte und ganz nebenbei zur Global Playerin wurde. Ihr Blick ist süß, ihre Haltung bemerkenswert desinteressiert und lustlos, faul und gemütlich, all das, was sie nicht ganz zu sein scheint. (142)

Doch dann, im hinteren Teil, wird es überdurchschnittlich spannend und selten erfolgreich. Die Rede ist von der Löwin von San Marco. “The Bauers”-Chefin, Francesca Bortolotto Possati, kämpft um die Zukunft Venedigs und sieht dabei alt, aber unglaublich ehrgeizig aus. Die “Leading-Lady” ist Hotelunternehmerin und Politik in einem, auch wenn sie ihr Jacket, welches sie trägt nicht hätte aus dem Müll fischen sollen. (157)

Alles in allem ist die Vogue Oktober 2014 ein schweres Menu, im wahrsten Sinne des Wortes; und die Beilage VogueBusiness ein süßes, Kraft und Ideen spendendes Dessert, welches dennoch nicht zu süß schmeckt..

Mister Matthew VogueTalk
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Text: Mister Matthew Fotos: Mister Matthew Vogue: Vogue Oktober 2014

Mister Matthew
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Mister Matthew ist der Autor hinter dem gleichnamigen Modeblog für Männer: »Mister Matthew«. Seit 2014 berichtet er über die Themen Mode, Kosmetik, Lifestyle und Interior. Einzigartig in der deutschsprachigen, männlichen Bloggerszene, transportiert er auf seinem Blog individuelle als auch hochwertige Inhalte, auf künstlerische sowie ästhetische Art und Weise. Immer mit einem gewissen Twist möchte er seine Leserschaft zu den schönen Seiten des Lebens einladen. Wenn Luxus auf Haltung trifft, begegnet man Mister Matthew. Herzlich willkommen.

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