Das Gute an Corona (für mich)

Das Gute an Corona.

Das Gute an Corona
(für mich)

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Ich bin ein positiver Mensch. Die aktuelle Lage durch Corona ist alles andere als das. Das Gute an Corona zu sehen, fällt deshalb so schwer wie es klingt. Diese Zeiten, in der positive Nachrichten nur Meldungen über positive Corona-Tests sind, lassen das Licht am Ende des Tunnels verdunkeln und den noch bleibenden Optimismus im Keim ersticken. Auch bei mir. Und so sehr man sich als optimistischer Mensch bemüht positiv zu bleiben, so sehr erwischt man sich auch dabei, dass man an dieser selbsterlegten Aufgabe des Optimismus droht zu scheitern. Auch wenn das Negative, der Pessimismus, derzeit überwiegt, bedeutet das nicht, dass es nicht dennoch etwas Positives gibt. Und sei es nur eine einzige Sache.

Vergangenen Sonntag lag ich mit einem Glas Wein in der Badewanne und habe mich selbst herausgefordert: was ist das Gute an Corona (für mich)? Diese Frage ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Auch deshalb, weil ich angesichts der Lage noch immer in der Lage bin, mit einem Glas Wein in der Badewanne zu liegen. Während ich über Ausgangsbeschränkungen und ausfallende Veranstaltungen klage, liegen andere Menschen wegen Corona im Sterben. Ich aber liege in der Badewanne und bilde mir ein, dass mein Optimismus in dieser ertrinkt. Ganz im Gegenteil. Denn wenn nun jeder gesunde Mensch den durch Corona sterbenden Menschen etwas schuldig ist, dann, dass wir das Gute an Corona (für uns persönlich) erkennen und dadurch zumindest für eine Minute das eigene Jammern verstummen lassen. Und genau das Gute an Corona (für mich) habe ich in meiner Badewanne erkannt. Und das möchte ich teilen.

"Auch wenn das Negative, der Pessimismus, derzeit überwiegt, bedeutet das nicht, dass es nicht etwas Positives gibt. Und sei es nur eine einzige Sache."

1

Die Zeit ist ein Geschenk

Ich bin die letzten Monate gerast. Was lag ich meinen Freunden in den Ohren, dass mir die Zeit zu sehr rennt und ich trotzt Rakete diese nicht einholen könne. Die Zeit schien mir ein Feind geworden zu sein, gegen den ich ankämpfen muss. Nun wurde durch Corona nicht die Zeit, sondern ich gestoppt. Aus einem Flug mit der Rakete wurde von heute auf morgen ein Spaziergang. Und ich find’s irgendwie geil. Denn ich habe nicht nur wieder deutlich mehr Zeit, sondern habe auch ein gänzlich neues Gefühl für Zeit bekommen – weil ich sie mir nehme, für mich. Bin ich vor Corona in jeder freien Sekunde einer Beschäftigung nachgegangen (sei es beruflich oder privat, ich konnte einfach nicht nix tun), entdecke ich nun die Freuden am vermeintlichen Nichtstun, wie ich es vorher beurteilt hätte. Ich hänge mal wieder in der Badewanne rum, lese ein Buch, oder male ein Bild. Ich komme zur Ruhe. Statt “FOMO – fear of missing out”, habe ich “JOMO – joy of missing out”. Und es tut verdammt gut. Es brauchte einen scheiß Virus, um das zu erkennen. Eigentlich traurig. Aber danke.

2

Die einfachen Dinge sind ein Geschenk

Neben der Zeit, die kein Feind, sondern ein Freund und somit ein Geschenk ist, habe ich auch die einfachen Dinge wieder mehr lieben gelernt und als Geschenk identifizieren können. Vergangene Woche Samstag traf ich mich mit meinem Freund und habe ein Brettspiel gespielt. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal ein Brettspiel gespielt habe. Hätte ich vor der Corona-Zeit Dinge wie “lass uns wegfahren, Freunde treffen oder auf Party gehen” vorgeschlagen, saß ich nun mit meinem Freund da und habe ein Brettspiel gespielt. In meiner Badewanne liegend und darüber nachdenkend, ist mir aufgefallen, wie wunderschön das eigentlich ist. Und so viel Leid Corona der Welt auch beschert, so viele kleine, einfache Dinge lässt der Virus jetzt auch zur Welt werden. Und diese kleinen Dinge sind ein großes Geschenk. Hätte ich die gleiche Begeisterung für ein Brettspiel aufbringen können, wäre Corona nicht passiert? Ich meine nicht das “einfach nur toll finden”, sondern eine richtige Begeisterung, wie ich es gerade empfinde? Ich denke nicht. Und das ist das Gute an Corona (für mich): es zeigt mir, dass auch die kleinen Dinge ein großes Geschenk sind. Und jeder der meint, die kleinen Dinge auch schon vorher als großes Geschenk wahrgenommen zu haben, der scheint sich ein bisschen selbst belügen zu wollen.

"Aus einem Flug mit der Rakete wurde von heute auf morgen ein Spaziergang. Und ich find's irgendwie geil."

3

Das Küssen nach 8 Jahren

Mein Freund ist HIV-positiv. Am Welt-Aids-Tag 2019 (1. Dezember) sind wir damit in der Presse an die Öffentlichkeit gegangen (kann gerne gegoogelt werden). Aufgrund des HIV-Status meines Partners, sind wir besonders vorsichtig, was eine Ansteckung mit dem Corona-Virus betrifft. Denn während ich, HIV-negativ, mit 23 Jahren und ohne Vorerkrankungen, eine Infektion wohl sehr gut wegstecken würde, könnte es für meinen Freund das Ende sein. HIV schwächt das Immunsystem. Dadurch wäre die Gefahr größer, dass ein Besuch von Corona für meinen Partner … unschön ausgeht. Aus diesem Grund sind wir die letzten Wochen, was Umarmungen und Küssen usw. angeht, auf Abstand gegangen, da ich durch Einkaufen, Bank usw. immer diesen dummen Virus mitschleppen und ihm geben könnte. Was nun das Gute an Corona in Bezug auf das ist? Nun ja, nach (im Oktober) 8 Jahren Beziehung, sind Umarmungen und Küsse mehr als normal geworden und haben ein bisschen an Einzigartigkeit verloren. Durch Corona und den gezwungenermaßen erforderlichen Abstand, erfahren diese Dinge wieder eine Besonderheit im eigenen Fühlen, wie man es so niemals hätte kommen sehen können. Plötzlich ist ein einfacher “Hallo-Kuss”, der so zum Alltag geworden ist, eine absolute Besonderheit. Irgendwie schön. Und irgendwie “das Gute” an Corona. Ich freue mich schon auf die Abstands-freie-Zeit nach Corona.

4

Freunde sehen

Freunde sehen – eine absolut geile Sache. Ich liebe es total, mich mit meinen Freunden zu treffen und bin jedes Mal total Feuer und Flamme dafür. Für mich gibt es wenige Dinge, die so hoch oben auf der absoluten Wichtigkeit-Liste stehen. Das war bei mir auch schon vor Corona so. Doch durch die derzeitige Situation, habe ich es noch ein bisschen mehr zu Lieben und zu Schätzen gelernt. Und ist es nicht total krass, dass ich es bei Dingen, die ich vorher schon total geliebt und wertgeschätzt habe, jetzt nun noch ein bisschen mehr tue? Habe ich vorher geglaubt, ich würde einer Sache schon das Maximum an Liebe und Wertschätzung entgegenbringen, wurde ich eines Besseren belehrt. Und das begeistert mich stark. Dinge, von denen wir dachten, wir könnten sie nicht noch mehr lieben, lieben wir nun noch ein bisschen mehr. Dieses Corona-Virus ist stark. Und irgendwie auch stark beeindruckend, was man Gutes aus ihm ziehen kann, wenn man nachdenklich in der Badewanne liegt.

"Habe ich vorher geglaubt, ich würde einer Sache schon das Maximum an Liebe und Wertschätzung entgegenbringen, wurde ich eines Besseren belehrt."

5

Grenzenlose Freiheit

Mitte März wäre ich eigentlich nach Schweden geflogen. Wegen Corona musste diese Reise abgesagt werden. Auch wenn die Reise irgendwann nachgeholt werden kann, hat Corona meinem selbstverständlichen Ich gezeigt, dass das gar nicht mal so selbstverständlich ist. Wie soll man Dinge wertschätzen, wenn sie von Geburt an einfach da waren? Ich lebe in keiner DDR, in keiner Diktatur, in keinem Gefängnis. Drei Klicks und ich habe eine Reise, wohin auch immer ich will. Wunderschön, aber auch verrückt. Verrückt ist hierbei vor allem, für wie selbstverständlich solche Dinge für meine Generation sind. Und so erschreckend ist es für mich zu sehen, wie fragil das alles doch ist. Ich bin ein Mensch, der grenzenlose Freiheit liebt. Doch ähnlich wie bei dem Berühren meines Partners und dem Sehen der Freunde, hat mir Corona gezeigt, dass ich eine liebende Sache noch deutlich mehr lieben kann. Nämlich dann, wenn ich es nicht mehr einfach so habe bzw. machen kann. Corona weckt Begehrlichkeiten. Nicht nach der neusten und schönsten Mode, sondern nach den einfachsten und so selbstverständlich erscheinenden Dingen. Während ich mir Mode grenzenlos kaufen kann, kann ich mir grenzenlose Freundschaft, Liebe und Freiheit (offensichtlich) nicht grenzenlos kaufen.

6

Wohlstandsgesellschaft

Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft. Und das ist wunderbar. Doch manchmal habe ich das Gefühl, dass das viele in unserer Gesellschaft nicht wahrhaben bzw. wertschätzen wollen. Mich eingeschlossen. So sehr man sich der Tatsache bewusst ist und sein möchte, so schnell rückt die Wertschätzung der Wohlstandsgesellschaft in den Hintergrund, wenn uns die kleinen Alltagsprobleme einholen und wir jammern als wären sie das Ende dieser Welt. Das tut jeder. Du, ich, wir alle. Oft rückt die Dankbarkeit für unseren europäischen Wohlstand in den Hintergrund. Durch Corona hat sich das deutlich gebessert. Zumindest geht es mir so. Bei jedem Blick in die Nachrichten, denke ich mir nach “Oh Gott ist das schlimm dort” (zum Beispiel Italien) sofort “zum Glück bin ich in der Position, in der ich bin”. Eine Corona-Krise lässt sich in Deutschland besser überleben als in den Slums von Afrika. So pervers das klingt, so pervers ist es auch. Noch perverser, als diese Situation, ist es, wenn man sich seinem Wohlstand nicht bewusst ist. Dank Corona bin ich mir dem einmal mehr bewusst. Und ich hoffe, dass es anderen Menschen auch so geht. Noch mehr hoffe ich, dass eine Welle der Solidarität, für Ärmere, Schwächere, härter Arbeitende usw., auch über die Corona-Krise hinausgeht. Denn dann haben wir nicht nur das Gute an Corona, sondern das Beste an Corona erkannt: die Menschlichkeit.

"Denn dann haben wir nicht nur das Gute an Corona, sondern das Beste an Corona erkannt: die Menschlichkeit."

Das Gute an Corona (für mich). Kuss mit Mundschutzmaske in schwarz/weiß.

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Mister Matthew
Mister Matthew

Mister Matthew ist der Autor hinter dem gleichnamigen Modeblog für Männer: »Mister Matthew«. Seit 2014 berichtet er über die Themen Mode, Kosmetik, Lifestyle und Interior. Einzigartig in der deutschsprachigen, männlichen Bloggerszene, transportiert er auf seinem Blog individuelle als auch hochwertige Inhalte, auf künstlerische sowie ästhetische Art und Weise. Immer mit einem gewissen Twist möchte er seine Leserschaft zu den schönen Seiten des Lebens einladen. Wenn Luxus auf Haltung trifft, begegnet man Mister Matthew. Herzlich willkommen.

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2 Kommentare

  1. 10. April 2020 / 15:20

    Wait, so you visit your friends during this pandemic?

    • 12. April 2020 / 11:04

      Hey :)

      Yes! It’s allowed to see your partner.

      fashionable regards,

      Mister Matthew

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