Freiheit

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Freiheit

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Freiheit, ein großes Wort, welches in unserer Gesellschaft noch viel zu klein gehalten wird. Während die Einen sie genießen, die große Freiheit, finden sich Andere wieder in Gefangenschaft. Sei es ganz wörtlich im Gefängnis oder ganz abstrakt in der Gefangenschaft von sich selbst, der Umwelt die sie umgibt oder ganz exklusiv im goldenen Käfig. Ich komme nicht umhin mich zu fragen: sind wir jemals frei? Sind wir nicht alle Gefangene der Gesellschaft? Wir müssen funktionieren, sei es im Alltag, in unseren sozialen Rollen oder in ganz banalen Dingen die wir tun. Weil wir sie tun müssen! Wo beginnt Freiheit und wo hörst sie auf? Wer macht uns frei und wer dämmt uns ein? Und gibt es die absolute Freiheit überhaupt? Meine Gedanken zu einem Thema, welches mich und die Gesellschaft seit Geburt an beschäftigt. Mein neuer Sonntagsartikel über Freiheit.

Fotos: Caspar David Schaede

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Hier habe ich die absolute Freiheit gespürt: auf dem Kilimandscharo.

(mehr dazu im Beitrag Projekt Horizont)

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Generation Freiheit

Es ist noch gar nicht all zu lange her, da war ich alles andere als frei. Sei es körperlich oder geistig – ich war gefangen. Gefangen von meiner Umwelt, die stetig damit beschäftigt war mich in ihre sozialen Rollen, Normen und stereotypischen Bilder zu quetschen. ,,Kannst du nicht einfach mal normal sein?”, sagte einst eine Freundin zu mir, die scheinbar selbst gefangener war als ich. Denn sie war nicht nur von ihrer Umwelt gefangen, sondern vor allem von sich selbst. Dies unterschied uns im Laufe der Zeit stark voneinander, da ich zwar von außen gefangen, von innen aber mittlerweile frei war – und so meine Gefangenschaft überhaupt erkannte. Ich drehte mich zusammen mit ihr in einem Hamsterrad – und von innen sieht nunmal jedes Hamsterrad wie eine Karriereleiter aus. Sei es eine berufliche oder eine private, das Glück endet spätestens bei einem Schulterblick aus dem Hamsterrad hinaus, wenn man bemerkt, dass man keinen Schritt vorangekommen ist. Während sie noch immer in ihrem Hamsterrad steckt, krampfhaft lüsternd danach es allen und jedem recht zu machen, bin ich aus diesem Hamsterrad ausgebrochen und drehe das Rad nun von außen, wenn ich es überhaupt noch drehe. Wir sind keine Freunde mehr.

Wenn es danach geht, dann kann ich mit locker 90 Prozent der weltweiten Bevölkerung nicht befreundet sein, denn: sie sind alle Gefangene von sich selbst, hervorgerufen von der Gesellschaft, von der sie ja ein Teil sind und somit eine nicht so kleine Schuld am Bestehen des gesellschaftlichen Käfigs tragen. Ein Paradoxon. Und genau darin liegt auch das Problem: die gesellschaftlichen Zwänge erlernt, trägt es die eine Generation an die andere Generation weiter – ungeachtet und unverändert durch eigene Gedanken. Ein endloser Teufelskreislaufs, der sich nur unterbinden lässt, wenn es wirklich niemanden mehr kümmert, was die Gesellschaft über einen denkt. Statt auf die eigenen Gedanken und Wünsche zu hören, wird auf die Gedanken und Wünsche der Gesellschaft gehört. Ziemlich dämlich, wenn man mal so darüber nachdenkt, nicht wahr? Und darin liegt die wahre Freiheit begraben: im Wollen und Durchsetzen seiner eigenen freien Entfaltung, fernab der Vorstellungen, Gedanken und Wünsche der Anderen.

Vor knapp einer Woche habe ich meine Follower und Leser auf Instagram, also euch, gefragt, was euch Freiheit bedeutet. Da kamen ziemlich viele interessante Dinge, die einen spiritueller, die anderen materieller – in einem scheint ihr euch wohl aber einig zu sein: im Grundton. Denn im Grundton wollt ihr alle das Gleiche: freie Entfaltung, ohne Gesetze, Menschen oder Tiere zu verletzen. Ihr möchtet eigene Entscheidungen treffen, euch von der Gesellschaft nicht bevormunden lassen, euch selbst verwirklichen und körperlich und geistig frei sein. Vor allem aber nicht selten: anders und somit ihr selbst sein. Doch warum ist unsere Gesellschaft dann alles andere als frei, sondern von ständigen Rahmen, Erwartungen und Bevormundungen bestimmt? Weil so viele ihr Selbst, ihre Verwirklichung über Bord geworfen haben und dies nun auch von nachwachsenden Generationen erwarten und verlangen.

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Die Gesellschaft

,,Ihr müsst euch auch mal anpassen.”

,,Kannst du nicht einfach mal normal sein?”

,,Die Gesellschaft ist halt so.”

,,Regeln sind halt Regeln.”

,,Wir machen das alle so. Also komm.”

,,Warum willst du jetzt eine extra Wurst?”

,,Sei doch einfach mal wie jeder andere auch.”

,,Warum das Risiko eingehen?”

,,0815.”

,,Muss das denn sein?”

,,Nimm dir doch ein Beispiel an XY.”

,,Ach mensch, du erst wieder.”

,,Du musst dir die Freiheit verdienen und nicht einfach nehmen.”

,,Jetzt fang erstmal klein an.”

,,Das ist sehr unkonventionell.”

,,Hast du das denn schon einmal gemacht?”

,,Früher war das anders.”

Gesellschaft vs Individuen

Die Individuen

Kann ich das machen?

Kann ich so sein?

Soll ich es wagen?

Finde ich dann noch meinen Traumpartner?

Was sagen meine Eltern dazu?

Finde ich dann noch einen Job?

Sollte man das so machen?

Ist es vielleicht zu unkonventionell?

Hat das schon einmal jemand gemacht?

Vielleicht nicht zu sehr auffallen?

Kann ich doch lieber im Strom schwimmen?

Ist das sicherer?

Übertreibe ich?

Sollte ich normaler sein?

Ein Beispiel an den anderen nehmen?

Vielleicht fange ich klein an?

Sollte ich mich unterordnen?

Mich anpassen?

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Die Angst der Freiheit

Die Selbstverwirklichung und die freie Entfaltung stehen in der berühmten Bedürfnispyramide ganz oben, gelten also, sofern alle anderen Bedürfnisse ausreichend befriedigt sind, als Sahnehäubchen der Bedürfnisse. Und genau wie bei allen anderen Bedürfnissen auch, besitzt ein Jeder den Wunsch nach diesem Bedürfnis. Doch nur die Wenigsten lassen es befriedigen. Warum? Wohl aus Angst. Während sich Individuen diese Fragen stellen, merken sie dabei nicht, dass sie bereits von diesen eigenen Fragen beschnitten werden. Wieso beschneidet man sich in der Freiheit selbst? Weil, wie oben bereits schon geschrieben, man es durch frühere Generationen, der allgemeinen Gesellschaft und durch die Fragen der anderen Individuen so gelernt bekommen hat.

So nimmt ein Individuum diese Sätze auf, stellt sie sich selbst, fängt aus Angst damit an sich an ihnen zu orientieren und beschneidet auf Grund der Beantwortung und Verinnerlichung nicht nur seine Freiheit, sonder wiederum auch die Freiheit des nächsten Individuum, der nächsten Generation, der nächsten Gesellschaft, an die er diese Fragen und Ängste weitergibt. Ein Teufelskreislauf vom feinsten. Freiheit beginnt im Kopf, gefolgt von Aktionen, welche aber im Vorfeld im Kopf erst einmal aktiviert werden müssen – und zwar frei von gesellschaftlichen Rahmen, Erwartungen und Bevormundungen. Diese Aktivierung kann aber erheblich gestört werden, wenn man sich nicht nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen richtet, sondern nach denen der Anderen. Mach es nicht denen recht, sondern dir!

Doch genau das fällt den Meisten sehr schwer. Viel lieber machen sie es den Erwartungen recht, als sich selbst. Das mag vielleicht eine Weile funktionieren, befriedigt im ersten Moment das Gegenüber, vielleicht auch das eigene Gemüht und die so schwer zu verlassende Komfortzone, ist im zweiten Moment und auf noch längere Sicht aber nicht nur ein Verrat an sich und der Freiheit selbst, sondern auch der perfekte Nährboden für Gewissensbisse, Depressionen und Reue. Am Anfang habe ich mich folgende Dinge gefragt: ,,Wo beginnt Freiheit und wo hörst sie auf? Wer macht uns frei und wer dämmt uns ein? Und gibt es die absolute Freiheit überhaupt?” Zusammenfassend lassen sich diese Fragen nun also ganz simpel so beantworten: Freiheit beginnt mit der Geburt in der Gesellschaft, endet aber auch gleichzeitig mit ihr. Die Gesellschaft macht uns frei, dämmt uns aber dennoch wieder ein. Und die absolute Freiheit der Gesellschaft gibt es nur, wenn die Gesellschaft über die Freiheit nicht die Oberhand gewinnt. Die Gesellschaft sind wir.

Mister Matthew
Mister Matthew

Mister Matthew ist der Autor hinter dem gleichnamigen Modeblog für Männer: »Mister Matthew«. Seit 2014 berichtet er über die Themen Mode, Kosmetik, Lifestyle und Interior. Einzigartig in der deutschsprachigen, männlichen Bloggerszene, transportiert er auf seinem Blog individuelle als auch hochwertige Inhalte, auf künstlerische sowie ästhetische Art und Weise. Immer mit einem gewissen Twist möchte er seine Leserschaft zu den schönen Seiten des Lebens einladen. Wenn Luxus auf Haltung trifft, begegnet man Mister Matthew. Herzlich willkommen.

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2 Kommentare

  1. Alexander
    4. November 2018 / 17:19

    Hallo. Nach einigem Zögern habe ich mich entschieden, doch einige Gedanken zu Deinem aktuellen Beitrag loszuwerden und möchte Dich zu einem Perspektivwechsel oder zum konsequenten zu Ende denken Deiner Gedanken einladen. Absolute Freiheit ist sicher eine schöne Utopie, mehr aber auch nicht. Dafür gilt es, zu viele Dinge gegeneinander abzuwiegen. Freiheit und Sicherheit sind so ein Begriffspaar. Ohne Sicherheit (und die bringt oft auch das Beschneiden von Freiheiten mit sich) kann es wohl kein gesellschaftliches Leben in Frieden und Freiheit geben. Wir als Gesellschaft müssen uns sicher darauf verständigen, wie viel wir von beidem möchten.

    Wird Selbstverwirklichung allen Menschen möglich sein? Kann eine Gesellschaft so funktionieren? Lebe Deine Träume und Wünsche? Vielleicht hat nicht jeder Mensch die Chance, das zu tun, was er will. Das Hamsterrad, das Du Deiner ehemaligen Freundin vorwirfst, liegt ja oft in unserer Massenkonsumgesellschaft und den damit in Verbindung stehenden, zu befriedigenden, Defizitbedürfnissen begründet. Aus meiner Sicht ist Selbstverwirklichung eine Art Luxus. Du fährst gern Auto? Jemand hat es entwickelt und jemand muss es bauen. Du nutzt ein Notebook? Jemand hat es entwickelt, viele Menschen haben für die Rohstoffe gesorgt und es gebaut. Du trägst gern Kleidung. Jemand wird sie produzieren müssen. Inwieweit kann sich der Bandarbeiter, der Dein Auto gebaut hat, denn frei entfalten? Insofern bist auch Du ein Element in dem System, das dieses Hamsterrad am Laufen hält. Brauchen wir all diese Menschen, die dem Impuls der (zumindest beruflichen) Selbstverwirklichung nicht gefolgt sind in unserer Gesellschaft? Ja! Insofern sollten wir vielleicht in Zeiten von Instagram, Facebook und den Möglichkeiten, mit Kreativität bekannt zu werden, weniger die Menschen glorifizieren, die dem Impuls von Selbstverwirklichung und Individualismus gefolgt sind. Wir sollten vielleicht viel öfter die herausstellen, die darauf verzichtet haben (aus welchen Gründen auch immer) und Verantwortung für unsere Gesellschaft übernommen haben, sei es im Beruf oder privat. Hier hilft auch gelegentlich ein kleiner Vergleich: 1. Von heute auf morgen würden alle Blogger verschwinden. 2. Von heute auf morgen würden alle Altenpfleger, Polizisten, Feuerwehrleute, Notfallsanitäter, Bandarbeiter verschwinden. Was würde unsere Gesellschaft härter treffen?

    Zum Abschluss, und das ist mir wirklich ganz besonders wichtig, möchte betonen, dass meine Ausführungen nicht als Angriff gegen Dich oder das was Du tust gerichtet sind. Ich schätze Dich als intelligenten Menschen ein, obwohl ich Dich natürlich nicht wirklich kenne. Du hattest das Glück, diese Chance zu haben und ich bin sicher, Du hast dafür auch hart gearbeitet. Das respektiere ich. Ich vermute, Du kannst davon leben, zahlst Steuern (auch das ist ja ein Beitrag). Wir neigen nur oft dazu, die falschen Menschen zu glorifizieren.

    Ich wünsche Dir noch einen angenehmen Sonntag.

    • 4. November 2018 / 18:19

      Hallo Alexander,

      vielen lieben Dank für dein Feedback! Das bedeutet mir ganz viel und nein, ich sehe ihn nicht als Angriff. <3 Im Gegenteil, ich sehe ihn als Bereicherung für meine Gedanken.
      Du hast mit deiner Ausführung natürlich total recht, nur sollte man ganz kurz klarstellen, dass Freiheit nicht nur etwas mit Beruf zu tun hat - und ich mit dem Hamsterrad als Karriereleiter nicht nur Beruf sondern auch Privatleben meinte (steht ja auch im Beitrag).
      Es kommt ein bisschen so rüber, als könnten die Leute die unsere Autos, Notebooks, Kleidung usw. herstellen nicht glücklich und frei sein? Das ist ein falscher Ansatz.
      Viele Menschen lassen sich ohne Gegenwehr in das System quetschen und erlangen so vielleicht keine berufliche Freiheit. Aber haben sie das denn überhaupt verdient, wenn sie nicht irgendwas dafür getan haben? Ein Notebook baut sich nicht von alleine, Freiheit aber leider auch nicht.
      Mein Beitrag ist nicht unbedingt aus dem Standpunkt ,,na aber andere sind doch auch nicht frei, die müssen wir schon mal glorifizieren“ heraus zu verstehen, sondern eher als Glorifizierung der Freiheit selbst - und das man für sie kämpfen und seine Gefangenschaft nicht einfach hinnehmen sollte.
      Statt sich dem System ergeben hinzugeben, gibt es 1.000 andere Optionen. Eine sehr radikale, aber effektive Option wäre zum Beispiel, komplett aus dem System auszusteigen und irgendwo zum Selbstversorger zu werden. Dann muss man auch keine Autos oder Notebooks bauen - und so das System einmal mehr befeuern.

      Modische Grüße und schönen Sonntag!

      Matthew <3

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